Gedanken zum Jahresende

Schon wieder ist ein Jahr vorbei. Im Rückblick verging es deutlich schneller als es wirklich war. Es war ein Jahr voller Höhen und Tiefen - so ist es ja immer - und vieler Erlebnisse. Es war definitiv das Jahr, wo ich mich am intensivsten mit dem Kochen auseinander gesetzt habe. Dabei meine ich nicht einmal, dass ich viele verschiedene Gerichte gekocht habe, sondern mit den Dingen, die dahinter stehen. Techniken, Überlegungen und vor allem Chemie. Ich habe mich nicht einmal im Chemieunterricht in der Schule so intensiv mit  Chemie bechäftigt wie dieses Jahr. Und all das nur um ein größeres Verständnis für die Mysterien der Küche zu bekommen.

Manchmal kam ich mir wie ein Alchemist im Mittelalter vor, der versucht Gold aus Blei zu erzeugen. Der Unterschied ist jedoch, dass ich kein Gold erschaffen will, sondern leckere Gerichte. Meine Erfolgsaussichten sind daher doch etwas höher.

Je mehr ich mich mit den Themen um das Kochen herum beschäftigt habe, desto weniger kann ich Menschen verstehen, die freiwillig Tütensuppen oder Tiefkühlpizzen essen. Ohne gute Zutaten kann kein ordentlich schmeckendes Gericht entstehen, außer man verwendet viel Chemie. Die Auswirkungen der Chemie auf den menschlichen Körper sind dabei oft nicht nur auf den Geschmack beschränkt,  sondern sind sehr viel weitreichender. Manchmal sogar gar nicht erforscht. Eines ist jedoch auf jeden Fall gewiss, es fehlen einem dann Nährstoffe und Mineralien. Nur gut, dass es die als Kapseln zu kaufen gibt. Man bezahlt die Industrie also gleich zweimal.  Einmal für schlechtes Essen und einmal für die Nährstoffkapseln. Was man beim Essen also eingespart hat, gibt man doppelt für die Kapseln aus. Billiges Fertigessen ist von daher nicht günstiger für den Menschen, die meisten merken nur gar nicht, dass sie abgezockt werden.

Vegetarier und Veganer sind dabei überhaupt nicht besser, sie ernähren sich oftmals kein bisschen gesünder. Achtet man mal auf den sozialen Netzwerken darauf, wie Produktankündigungen für Vegetarier und Veganer - nicht vom Unternehmen, sondern von den Followern  - gehypt werden und zwar ohne nach den Inhaltstoffen zu fragen oder der chemischen Verarbeitung, bleibt von dem angeblichen gesündern und umweltbewussteren Lebensstil nicht mehr viel übrig.

Die Industrie hat vielmehr auch diesen Bereich für sich erschlosschen und nutzt die Ignoranz der Leute geschickt für sich aus. Ich will an dieser Stelle der Industrie gar keinen Vorwurf machen, sondern den mündigen Verbrauchern. Ein Produkt mit dem Label Vegan oder Vegetarisch zu versehen ist einfach, dafür ist es nicht nötig, dass das Produkt auch gut für die Umwelt ist oder gar für den Menschen gesund ist. Das vergessen leider viele Verbraucher, die einfach blind auf Bezeichnungen oder gar Siegel achten (manchmal auch einfach nur auf Markennamen), statt die Produkte zu hinterfragen. Mir fällt es beim Einkaufen immer wieder auf, wenn ich vor dem Regal stehe und Produkte vergleiche, meistens mich dabei unterhalte und mich über die Zutatenlisten amüsiere, dass mich die Menschen entweder verwundert anschauen oder abwarten bis ich mich für ein Produkt entschieden habe und dieses dann auch nehmen.

Die Kritik, dass viele Probleme durch den Verbraucher beseitigt werden könnten, ist insoweit also durchaus zutreffend. Die Industrie kann sich da oft vielfach drauf ausruhen und sagen, der Verbraucher könnte ja anderes verlangen, das Kaufverhalten der Verbraucher könnte es ändern. Könnte ist hier jedoch das Zauberwort, die Industrie genauso die Politik verlassen sich darauf, dass der Verbraucher nicht mitdenkt, sondern blind tut was man ihm sagt.

Bedenkt man, dass die Verbraucherschutzvorschriften an sich alle auf den mündigen Verbraucher abstellen, fragt man sich manchmal, wie weit die Politik an der Realität vorbeigeht. Der Verbraucher ist oft einfach nur ignorant und will einfach nur billig einkaufen, der Rest interessiert ihn wenig. Packt man dann noch ein nettes Label drauf, ist auch noch das Gewissen beruhigt. Alles ist gut. Der Verbraucher ist glücklich, er konnte billig einkaufen und hat noch was für die Umwelt dabei getan.

Solche Label fallen oft leider in die Kategorie des Greenwashings, wobei sich die Industrie dabei nicht einmal sonderlich anstrengen muss. Selbst offensichtliche Lügen werden geglaubt, denn das Produkt ist billig und es steht ja auf der Packung, dass es umweltschonend sei. Bestes Beispiel sind für das Greenwashing an sich Solarzellen und Elektroautos. Wer glaubt Braunkohlebergbau hätte riesige Tagebaue, der sollte sich mal anschauen, wie die Tagebaue für die seltenen Metalle aussehen, die nötig sind für die Batterieherstellung. Nur statt dem Hambacher Forst wird irgendwo in Afrika oder Mittel- und Südamerika Wald abgeholzt.  Aber man sieht es nicht mehr und der Grundsatz aus den Augen aus dem Sinn greift wieder ein.

Wer sich weiter über Greenwashing informieren will, dem empfehle ich von Kathrin Hartmann "Die grüne Lüge". Es war das letzte Buch, welches ich dieses Jahr zu Ende lesen konnte, und der Inhalt ist sehr bewegend.  Ich mache den Unternehmen, die Greenwashing betreiben dabei keinen Vorwurf, sondern nur dem Verbaucher, der auf jede Lüge hereinfällt.

Aus dem Grund wünsche ich mich für das kommende Jahr, dass mehr Verbraucher für die Industrie unangenehme Fragen stellen und sich bei ihrer Produktwahl, zumindest was die Ernährung betrifft, mehr informieren.

Aber genug davon, dass hier ist ein Kochblog und kein politischer Blog. Mein letztes Gericht in diesem Jahr hatte Pilze und leckeren italienischen Käse als Hauptzutaten. Es gab nämlich himmlisch gute Blätterteig-Tartletts mit Champignons. Das Rezept habe ich irgendwann schon einmal veröffentlich, es aber sehr einfach.  Man muss nur kleine Tartlette-Förmchen mit Blätterteig auskleiden, gebratene Pilze, Zwiebel und Kräuter hineinfüllen,  Käse drüber streuen und dann im Backofen für 20 Minuten backen. Fertig ist der Genuss.




Ein anderes Projekt, welches ich dieses Jahr angefangen habe, ist eine Art Kochbuch für Rezepte mit Hülsenfrüchten, Algen und  Pilzen zu erstellen. Es ist noch lange nicht fertig, aber es ist ein guter Anfang. Im kommenden Jahr werden sicherlich einige Rezepte dazu kommen und auch sonst wird sich noch einiges am Inhalt tun. Wer aber dennoch schon einmal ein Blick darauf werfen will, kann dies gerne hier tun:

Algen, Hülsenfrüchte und Pilze

Über Anregungen und Kritik dazu freue ich mich natürlich. Auch Rezeptvorschläge nehme ich gerne entgegen.

So, nun bleibt mir nur noch euch allen einen guten Rutsch ins nächste Jahr zu wünschen. Seid gewiss, von mir wird es weiterhin leckere Rezepte geben.

In hungriger Vorfreude
euer Volker


P.S.:
Beim Mittagessen heute konnte ich mich vor Lachen kaum halten. Meine Mutter hatte Kartoffelbrei zubereitet - meine Familie isst traditionell Rippchen (ich bin der einzige Vegetarier in der Familie) mit Sauerkraut und Kartoffelbrei - und der war sehr dünnflüssig und schleimig geraten.  Das ist an sich kein Grund zum Lachen, aber aus irgendeinem Grund musste ich an ein Kartoffelmonster denken, welches beim Niesen Kartoffelbrei absondert. Irgendwie eine lustige Vorstellung, wenn ein Held durch Dungeons, Höllen und andere gemütlichen Gegenden zieht und plötzlich von einem Kartoffelmonster mit Kartoffelbrei angenießt wird. Vielleicht finde aber auch nur ich diese Vorstellung lustig.

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